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Wer an Pressearbeit denkt, der landet gedanklich meist bei klassischen Zeitungen und Magazinen. Natürlich spielen auch klassische Medien immer noch eine große Rolle in der Pressearbeit. Aber auch die sogenannten “Neuen Medien”, wie Blogs, Podcasts oder Vlogs können durch im Medienmix der Pressearbeit erreicht werden. Doch wie funktioniert das eigentlich?
Recherchieren
Der erste Schritt bei der Pressearbeit mit neuen Medien unterscheidet sich im Grunde kaum vom Arbeitsprozess der klassischen Medien. Denn zunächst heißt es erst einmal recherchieren.
Du solltest dir zunächst einen groben Überblick über das Medienangebot der neuen Medien verschaffen. Blogs findest du dabei am besten über die Google-Suche, Blogverzeichnisse oder über die Suche in den sozialen Netzwerken. Podcast hingegen suchst du am besten über iTunes, da dies das größte Podcast-Verzeichnis weltweit ist. Was du hier nicht findest ist in der Regel auch nicht für deine Pressearbeit relevant. Vlogs sind klassischerweise auf YouTube beheimatet. Daher nutzt du am besten die Suche bei YouTube um Vlogs für deine Nische zu recherchieren.
Nachdem du dir einen Überblick über das Medienangebot verschafft hast, solltest du noch ein wenig genauer hinschauen und herausfinden, welche Blogs, Podcasts oder Vlogs für dich am relevantesten sind. Hier gehe ich immer in zwei Schritten vor: Zunächst schaue ich mir das Medium genauer an. Welche Themen wurden bislang aufgegriffen? Wie wurden diese aufgearbeitet? Welchen Anspruch haben die Inhalte? Ist mein Thema wirklich relevant für den Blog? Wenn ich an dieser Stelle bereits einige Medien aussortiert habe, geht es an den zweiten Schritt: Hier schaue ich mir die Mediadaten der Medien etwas genauer an. Bei Blogs achte ich vor allem auf die (organische) Reichweite an. Bei Podcasts sind die Downloads entscheidend, bei Vlogs die Views der Videos bzw. die Anzahl der Abonnenten.
Tipp: Sind die Mediadaten nicht angegeben, dann kannst du auch einfach freundlich (!!!) danach fragen. Manche Blog-, Podcast- oder Vlog-Betreiber haben allerdings keine Auswertungen, da sie ihr Medium nicht monetarisieren wollen oder noch nicht so weit sind, damit zu beginnen. Ein organischer Beitrag kann aber durchaus trotzdem interessant sein. In einer solchen Situation solltest du auf dein Bauchgefühl achten.
Thema anbieten
Nachdem du durch die Recherche herausgefunden hast, welche Medien für dich interessant und relevant sind, geht es daran für jedes Medium ein geeignetes und vor allem passendes Thema zu finden.
Natürlich ist es erlaubt, ein Thema auch mal an zwei sehr ähnliche Medien zu pitchen. Dabei solltest du jedoch darauf achten, dass du genügend Material hast, um auch zwei vollkommen individuelle Artikel zu verfassen. Alles andere würde als Duplicate Content gewertet und das ist nicht nur für den Publisher sehr ärgerlich, sondern ruiniert auch deine Seriosität. Im Zweifel ist es ratsam jedes Thema individuell zu gestalten. Da die meisten Medien jedoch sowieso recht individuell sind, fällt dieser Schritt in der Praxis nicht so schwer. Achte darauf, dass deine Themenauswahl zum jeweiligen Medium passt und deren Lesern einen hohen Mehrwert bietest. Auch mit den Nachrichtenfaktoren solltest du an dieser Stelle arbeiten.
Email-Pitch
Nachdem du ein interessantes Thema ausgewählt hast, geht es an den Pitch, dass Vorstellen deines Themenvorschlags. Den Pitch versende ich in der Regel per Email. Manche Blogger haben extra eine Emailadresse für Kooperationen oder Gastbeiträge. Sollte diese oder eine andere Kontaktart, wie beispielsweise Telefon, angegeben sein, halte dich an diese Vorgaben.
Deine Email solltest du kurz und freundlich gestalten. Komm schnell auf den Punkt und erkläre kurz und präzise deinen Themenvorschlag. Dadurch muss dein Gegenüber sich nicht allzu lange mit deinem Anliegen befassen und die Chancen sind höher, dass er sich die Zeit nimmt, deine Email aufmerksam zu lesen. Ist er am Thema interessiert, können im Nachgang weitere Informationen ausgetauscht werden. In der ersten Email geht es lediglich darum dein Thema schmackhaft zu machen. Hier darfst du dich nicht in Details verlieren.
Nicht alle Blogger, Podcaster oder Vlogger beantworten all ihre Emails. Das kann zum einen an extrem vielen Anfragen liegen oder aber auch an der Einstellung der einzelnen Personen. Daher erwarte nicht, von jedem etwas zu hören. Konzentriere dich darauf, dass du vor allem von denen etwas hören wirst, welche das Thema auch wirklich interessiert. Ein gewisser Prozentsatz deiner Pitches wird unbeantwortet bleiben. Aber das ist ganz normal. Mach dir deshalb keinen Kopf. Das sieht auch beim Profi nicht anders aus. Wenn dir die Antwortrate zu gering erscheint, dann versuche beim nächsten Mal noch individuelle Themen auszuwählen.
Regeln für den Umgang mit neuen Medien in der Pressearbeit
Respektvoller Umgang
Auf einer Bloggermesse 2019 wurde das Thema Pressearbeit in Blogs näher erläutert. Und auch hier zeigte sich, was ich schon länger vermutete: Der Umgangston mit Bloggern, Podcastern und Vloggern ist immer wieder von fehlendem Respekt gezeichnet. Besonders bei Anfragen aus dem Bereich PR fehlt häufig der Respekt vor der Arbeit des anderen. Dort werden plumpe Anfragen gesendet oder Veröffentlichungen regelrecht erzwungen. Bitte tu das nicht! Wenn du eine Veröffentlichung erreichen möchtest, solltest du dich auch dementsprechend verhalten: Sei freundlich und biete echten Mehrwert.
Akzeptiere ein Nein
Manchmal passt ein Thema nicht so wie du es dir vorgestellt hast, oder das Medium bietet zum Zeitpunkt deiner Anfrage keine Kooperationen an. Dann akzeptiere das. Viele meiner Kollegen würden an dieser Stelle raten, den Leuten hinterher zu telefonieren, wenn du auf deine Email noch keine Antwort bekommen hast. Das kann ich dir jedoch nicht empfehlen. Stell dir mal vor, dass würde jemand bei dir machen. Würdest du das nicht als besonders penetrant empfinden? Eben. Genauso sehe ich das auch. Und daher vertrete ich die Meinung, dass aufdringliches Hinterhertelefonieren ein Relikt der noch nicht digitalen Pressearbeit ist, was bei neuen Medien aber keinen Platz mehr hat.
Gib dein Bestes
Gastartikel, Interviewauftritte in Podcasts oder Vlogs sollten ein Highlight sein – vor allem qualitativ. Schreibst du beispielsweise einen Blogartikel sollte dieser zu den Besten zählen, die du jemals geschrieben hast. Denn mit diesem einen Artikel schaffst du dir weitere Sichtbarkeit im Netz an einem völlig neuen Ort. Dort sollte dein Artikel auffallen und herausstechen, so dass Leser auf dich aufmerksam werden, deinen Blog besuchen oder dir auf den Social Media Kanälen folgen. Gleiches gilt für Interviews in Podcasts oder Vlogs. Bereite dich besonders penibel auf deinen Auftritt vor.
Halte vereinbarte Zeiten und Vorgaben ein
Nach einem gelungenen Pitch, solltest du mit dem Publisher abklären, welcher Zeitraum dir für die Erstellung des Inhalts zur Verfügung steht, bzw. wann eine Aufnahme stattfinden könnte. Auch nach weiteren Vorgaben, wie Textlänge oder Besonderheiten solltest du fragen.
Hinweis: Bezahlte Beiträge
Eine Frage, die mir immer wieder gestellt wird, ist der Umgang mit bezahlten Beiträgen. Viele Blogs, Podcasts oder auch Vlogs monetarisieren ihre Kanäle, indem sie Anzeigen schalten und Kooperationen anbieten. Besonders Blogs und Magazine setzen dabei auch bezahlte Texte. Du kannst entsprechend deinen Platz im Medium erkaufen. Gegen Bezahlung wird dein Text hier veröffentlicht.
Ich sehe solche Angebote äußerst kritisch. Nicht weil ich etwas gegen Monetarisierung von Medien einzuwenden habe. Natürlich müssen Blogger, Podcaster oder Vlogger auch ab einem bestimmten Punkt von ihrer Arbeit profitieren dürfen. Jedoch finde ich, dass man hier eine klassische Anzeige von einem qualitativem Beitrag unterscheiden muss. Eine Anzeige oder Produktplatzierung ist ohne Frage etwas, was bezahlt werden sollte. Bei einem hochwertigen Beitrag, welcher mehrwert für die Zielgruppe des Mediums bietet, sehe ich dies jedoch ein wenig anders. Hier hast du bereits die Arbeit geleistet. Du hast dir das Thema ausgedacht, recherchiert und investierst Zeit in die Contenterstellung. Das Medium profitiert durch deinen Mehrwert. Und dafür sollst du auch noch etwas zahlen? Wirklich seriöse Medien gehen nicht so vor. Einer überschaubaren Aufwandsentschädigung für Bearbeitung deines Inhalts, in Form von Einpflegen in den Blog oder Zeitaufwand für ein Interview, Erstellung von Social Media Beiträgen, etc. bin ich aufgeschlossen. Aber grundsätzlich für eine Veröffentlichung zahlen? Das hat nichts mit Pressearbeit zu tun und ich kann dir nur davon abraten.
Hallo Lena,
cooler Beitrag zum nach wie vor brandaktuellen Thema Umgang mit „neuen Medien“! Habe deinen Artikel mit Freude gelesen und freue mich weitere Artikel von dir! 🙂
Viele Grüsse und danke für’s Teilen!